Bericht vom St. Galler Tagblatt 2020-01-20 (Ralf Rüthemann)

Goldach: Beim Volksschiessen fehlt es an Östrogen

Die Schützengesellschaft Goldach hat Gross, Klein, Mann und Frau zum Luftgewehr-Volksschiessen eingeladen. Gekommen sind vor allem Mannen und Buben.

Vor allem Mannen und Buben haben den Weg in den Schützenkeller im TZM gefunden
Bild: Ralf Rüthemann

Vor allem Mannen und Buben haben den Weg in den Schützenkeller im TZM gefunden

«Bruno, das Tagblatt ist da!», ruft Andrea Beerle, die alle Teilnehmer am Luftgewehr-Volksschiessen im TZM Goldach empfängt. Mehrere Blicke schwenken zum Eingang und es scheint fast ein kurzer Schreckmoment zu sein, das Erscheinen eines Tagblatt-Journalisten. Die Luftgewehrschützen lassen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, auch die etwas stickige Luft im Schützenkeller stecken die Schützinnen und Schützen wohl unbekümmert weg.

Die weibliche Form könnte man hier eigentlich schon fast weglassen, denn die Damen und Mädchen sind an diesem Samstagmorgen an einer Hand abzuzählen. Und dies, obwohl sie besser schiessen können als die Männer! Das hat Bruno Hauser, Ehrenpräsident der Schützengesellschaft Goldach, so gesagt.

«Wir können es uns auch nicht genau erklären, aber die Mädchen schneiden oftmals besser ab als die Buben.»

Eine Frauenquote in der Schützengesellschaft Goldach würde also durchaus Sinn machen.

Das Auge macht nicht mit

Endlich ist eine Bahn frei, das Luftgewehrschiessen auf zehn Meter muss jetzt mal ausprobiert werden. Bruno Hauser ist zur Stelle, er erklärt den Aufbau des Gewehrs und zeigt, wie es geladen werden muss. Wer einen Rückstoss wie bei einem Sturmgewehr erwartet, wird enttäuscht. Der erste Probeschuss entweicht beinahe unbemerkt. Nach ein paar mehr oder weniger erfolgreichen Probeschüssen gilt es schliesslich ernst. Jetzt zählt es, jetzt muss geliefert werden, sonst gibt es am Schluss kein Abzeichen. Bruno Hauser bringt aber wieder etwas Ruhe ins Spiel:

«Einfach nicht die Zehn schiessen wollen, sonst verkrampft man sich und dann kommt es nicht gut.»

Zehn Schüsse auf fünf Zielscheiben umfasst das Testprogramm. «Erst zielen, wenn du den Druckpunkt bereits erreicht hast», sagt Bruno Hauser. «Sonst wird das Auge schnell müde.» Langsam sind es zu viele Anweisungen, jetzt wird halt einfach abgedrückt. Schuss um Schuss. Schnell wird jedoch klar, dass Bruno Hauser wohl doch recht hatte. Am Schluss läuft es dann doch noch rund und die Bleikügelchen landen voll in der Mitte der Zielscheibe. Es reicht – wohl mit etwas Glück – für 83 Punkte von möglichen 100. «Nicht schlecht fürs erste Mal, wir müssten dich eigentlich schon fast engagieren», sagt Bruno Hauser.

Es reicht für Bronze

Es sind nicht wenige Schützen und nun sogar auch ein paar Schützinnen, die sich im Keller angesammelt haben. Laut ist es aber nicht, schon fast stoisch ruhig sogar. Lediglich ein leises Klicken nach jeder Schussabgabe ist zu hören.

Zeit, die eigene Schusskarte auswerten zu gehen. Ob die erzielten 83 Punkte nun für ein Abzeichen reichen, ist noch ungewiss. Erst bei der Auswertung durch Andrea Beerle heisst es dann: Bronzeabzeichen! Man hätte sich auch für eine Vier-Franken-Karte entscheiden und diese dann noch einmal für ein Testprogramm einlösen können, doch die kleine Bronzeplakette schien die bessere Entscheidung zu sein. Für Gold oder Silber wird es so oder so nicht reichen, dazu fehlt es wohl einfach etwas an Östrogen.

Bericht vom St. Galler Tagblatt 2020-01-20 (Ralf Rüthemann)